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Zwischen Skopje und Pristina: Ein Wochenende im Herzen des Balkans

Aktualisiert: 28. Okt.


Nordmazedonien und der Kosovo – zwei Reiseziele, die in den meisten Reiseführern wohl eher in der zweiten Reihe stehen. Zwei Länder, die mitten im Balkan liegen, mit wenigen Einwohnern, keinem Zugang zum Meer und für viele ziemlich unbekannt. Trotzdem fanden wir günstige Flüge und entschieden uns, selbst herauszufinden, was diese kleinen Länder zu bieten haben. Erst bei einem vergangen Trip nach Albanien, als der Nebentisch in einem Restaurant schwärmte, wie cool Skopje sei, wie einzigartig und lustig, hörte ich zum ersten Mal von der Hauptstadt Nordmazedoniens – ein Name, der bis dahin völlig an mir vorbeigegangen war.


Von den überdimensionalen Statuen in Skopje, die einen fast an Las Vegas erinnerten, bis hin zu den ungeschliffenen, aber charmanten Ecken vom Kosovo – diese Reise war alles andere als gewöhnlich. Und vor allem wenn man in Skopje ist, ganz ehrlich: Man weiß manchmal nicht, ob man gerade in Las Vegas, London, Paris oder doch im antiken Rom gelandet ist.

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Ankommen in Skopje

Allein der Landeanflug hatte schon was. Wir schauten aus dem Fenster und fragten uns: Wo landen wir hier? Alles war braun, staubig, irgendwie wie eine Mini-Wüste – ein bisschen so, als hätten wir aus Versehen Nordafrika gebucht. Und dann, 35 Grad und kein Lüftchen. Perfekt also für einen ersten Kulturschock. 😄


Kaum gelandet, ging’s mit dem Taxi mitten durch die Rushhour in die Stadt. Unser Fahrer: zuerst fand er am Flughafen Parkplatz sein Auto nicht mehr, dann war er eine Zeit lang ganz still und plötzlich voller Infos. Er zeigte uns Sehenswürdigkeiten im Vorbeifahren, ganz beiläufig. Besonders stolz war er auf die größte Mall der Stadt, wo es laut ihm alles gibt: von Gucci bis Armani. Ich sah ihn an und dachte mir nur: „Bruder, wir kommen mit Handgepäck und Budgetflug – wie viel Gucci erwartest du von uns?“ Skopje hatte uns jedenfalls schon in den ersten Minuten zum Schmunzeln gebracht.


Unser Apartment: Zwischen Altbau-Charme und Jugo-Chaos

Als wir das Gebäude betraten, glaubten wir kurz, die Baustelle sei noch in vollem Gange – und wir mit unserem Apartment sind ein Teil davon. Drinnen in unseren gebuchten vier Wänden erwartete uns ein skurriler Mix: Schiefe Wände, verbrannte, schwarze Steckdosen, schief hängende Bilder mit noch vorhandenen Preisschildern – und dann plötzlich moderne Fliesen und fancy Nachttischlampen. Es war, als hätte jemand bei der Renovierung mittendrin einfach aufgehört. Der Baustil? Ganz klar: ein wilder Balkan-Mix mit viel „passt schon“-Mentalität. In Österreich völlig undenkbar – in Skopje irgendwie charmant.

 

Ein Spaziergang durch Skopje

Dann ging’s los in die Altstadt. Wir machten uns auf den Weg, vorbei an der Kliment von Ohrid Kirche, einer der ältesten Kirchen in Skopje, die in einem charmanten Mix aus byzantinischer und osmanischer Architektur erstrahlt.


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Auf unserem Weg zur Mutter-Teresa-Gedenkstätte kamen wir an einigen riesige Statuen vorbei, die einem fast den Atem rauben. Skopje ehrt Mutter-Teresa mit einer Statue und einem kleinen Museum, da sie hier geboren wurde Da stand sie also, die kleine Statue einer der bekanntesten Frauen der Weltgeschichte – und wir fragten uns unweigerlich, ob wir wirklich in Skopje oder doch in London gelandet waren. Überall rote Doppeldeckerbusse und Telefonzellen. Skopje schien plötzlich einen kleinen britischen Reiz anzunehmen!


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Nach weiteren vielen imposanten Statuen ging es weiter zum Macedonia Square, dem Herzstück von Skopje. Hier stolperten wir direkt auf den überdimensionalen Alexander der Große, der eigentlich nur ein Mann auf einem Pferd ist, der majestätisch über den riesigen Springbrunnen thront. Man könnte ihn auch „Alex der Allmächtige“ nennen, so groß und mächtig, wie er da auf seinem Ross prangte. Aber offiziell ist er hier nicht Alexander der Große, um die Griechen nicht zu verärgern. 😄


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Nicht weit weg davon stand dann ein Triumphbogen, der uns nicht nur zum Schmunzeln brachte, sondern auch irgendwie eine Mischung aus Ehrgeiz und Humor in sich trug. Ein Triumphbogen in einer Stadt, die noch nicht wirklich viel erreicht hat, das einen Triumphbogen rechtfertigen würde. Aber hey, wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Also scheint es so zu sein, als hätte sich die Stadt einfach schon ein Denkmal für den kommenden Ruhm, für die große Zukunft gebaut.😄


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Unsere Augen fassten dann wieder etwas Prächtiges auf: das Archäologische Museum von Nordmazedonien. Es wirket so pompös, dass man fast dachte, wir wären in Las Vegas und nicht in Skopje. Genau in diesem Moment hatte die Sonne genau den perfekten Winkel gefunden, um das Gebäude noch imposanter wirken zu lassen. Also war es nun Zeit für eine kleine Fotosession.


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Von dort aus ging es weiter über die Steinbrücke, die die Altstadt mit dem modernen Teil der Stadt verbindet. Die Brücke ist ein weiteres Wahrzeichen Skopjes und stammt ursprünglich aus dem 15. Jahrhundert. Und auf der anderen Seite? Der Brunnen Olympia, der die Statue von Alexander III von Mazedonien zeigt. Skopje liebt seine Statuen, keine Frage, und wir ließen uns gerne von der ständigen Flut an Denkmalen mitreißen.


Am Abend ging es dann ins Restaurant Old House, ein wahres Juwel, das von außen nicht viel versprach, aber von innen eine Mischung aus mazedonischer Tradition und gemütlichem Ambiente bot. Hier gönnten wir uns die lokale Spezialität Pastamarlija – keine Pasta wie ich dachte, sondern ein Teigbrot, das wie ein Schiff geformt ist und mit Schweinefleisch gefüllt ist. Zunächst skeptisch, entpuppten sich die einfachen Zutaten als geschmacklich zwar nicht ganz unseren Nerv treffend, aber einzigartig – vor allem, wenn man bedenkt, wie günstig es war.


Nach unserem Abendmahl begaben wir uns zum Mutter-Theresa-Platz, wo wir erneut von gigantischen Statuen begrüßt wurden. Zu guter Letzt ließen wir den Abend in einer Bar bei einem Aperol ausklingen, der uns dann für nordmazedonische Verhältnisse doch mehr kostete als erwartet.😉


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Von der Matka Schlucht zum Millenniumskreuz

Am zweiten Tag wollten wir unbedingt etwas Natur erleben. Also entschieden wir uns für einen Ausflug in die Matka Schlucht. Diese Schlucht ist wie ein geheimer Schatz, tief im Herzen von Nordmazedonien verborgen. Überall üppiges Grün, steile Felsen und ruhige, schimmernde Gewässer. Es war heiß, sehr heiß, schon früh am Morgen, aber das war nichts im Vergleich zu der coolen Erfahrung, die uns bevorstand.


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Die Bootstour durch den Canyon war sehr cool! Wir fuhren eine Stunde lang durch das klare, eiskalte Wasser, das uns immer wieder mit erfrischenden Spritzern abkühlte. Inmitten dieser idyllischen Szenerie gönnten wir uns unser Frühstück auf dem Boot – selbstgemachte, richtig trockene Sandwiches (😉), die durch die Aussicht dann aber doch noch viel besser schmeckten als gedacht. Die Vrelo-Höhle war der Höhepunkt unserer Bootstour. Tief im Canyon versteckt, ließ sie uns in eine mystische Welt eintauchen. Als eine der tiefsten Unterwasserhöhlen Europas strahlte sie eine geheimnisvolle Atmosphäre aus.


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Nach dem Besuch der Matka Schlucht ging es weiter zur Kirche St. Pantaleon, bevor wir das nächste große Ziel ansteuerten – das Vodno Gebirge.


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Wir nahmen die Seilbahn (für nur 3€ – Berg- und Talfahrt, ein echtes Schnäppchen!) und schwebten hoch hinauf. Der Blick von oben war atemberaubend – Skopje lag uns zu Füßen, das Hinterland von Mazedonien erstreckte sich in alle Richtungen. Ein echtes Highlight dort oben – im wahrsten Sinne des Wortes – war udas Millenniumskreuz. Mit stolzen 66 Metern zählt es zu den größten Kreuzen der Welt und ist schon von der Stadt aus nicht zu übersehen.


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Aber am meisten verblüffte uns, dass der Gipfel des Berges so eine Art Retro-Ferienort war: Spielplatz wie aus den 1950ern, ein bisschen wie aus einem alten Katalog, und bei den Toiletten hatten wir die Wahl zwischen „Dixi-WC“ oder „Prärie-Feeling“. Also hier hat Nord Mazedonien definitiv noch Nachholbedarf!

Die Pavillons auf dem Berg waren dann der süße Abschluss, mit einer Aussicht, die einfach nicht enden wollte. Diese kleinen Hütten luden uns ein, noch ein bisschen zu verweilen und das Panorama zu genießen.


Nach diesem kleinen Naturabenteuer, das uns durchaus erschöpft zurück nach Skopje führte, ließen wir den Tag mit einer Pizza ausklingen – und einem Abendspaziergang durch den alten Basar.


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Wie könnte es anders sein: natürlich gab es noch mehr Statuen. Skopje hat über 270 Stück davon! Und obwohl die Stadt stolz auf ihre imposanten Denkmäler ist, muss man zugeben, dass sie beim Materialwahl nicht unbedingt auf die beste Qualität gesetzt haben. Man merkt schnell, dass die Qualität der Kunstwerke eher einer Massenproduktion entspricht – Rost und Farbverlust inklusive. Als wir dann bei einer Brücke ein Geländer entdeckten, bei dem der Zement abbröselte und darunter Styropor zum Vorschein kam, mussten wir erst mal lachen. Statt auf Qualität wurde hier auf Quantität gesetzt – wer braucht schon Beton, wenn Styropor genauso gut aussieht, oder? 😄


Aber egal – Skopje lebt! Vor allem am Abend. Die Stadt war voll von jungen und alten Menschen, die das Leben genossen, draußen waren und die Straßen mit Energie erfüllten. Der Abend in Skopje war wie ein lebendiges Gemälde – chaotisch, aber mit so viel Charme, dass man immer wieder gerne ein Stück von ihm erleben wollte.


Von Bibliotheken mit Gitter bis Braunbären: Hallo Kosovo!

Der nächste Morgen begann, wie jeder gute Tag mit einem frühen Wecker – und einem neuen Abenteuer, das uns in den Kosovo führte. Wir fragten uns noch, ob es nun „im“ oder „in“ Kosovo heißt, da waren wir auch schon mittendrin – in Pristina. Eine Stadt wäre zu viel gesagt, eher ein gemütliches Örtchen, das uns mit seinen kleinen Cafés und dem markanten NEWBORN-Schriftzug begrüßte.


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Besonders die Nationalbibliothek sorgte für Augenrollen und Schmunzeln – sie sah aus wie ein missverstandenes Kunstwerk, das man vielleicht in einem verzweifelten Moment zusammengeklebt hat. Die Mutter-Teresa-Kirche, in der auch das „Neuzeit“-Design nicht ganz gelungen war, schien schon ein bisschen vom Zahn der Zeit genagt – wie ein architektonisches „Work in Progress“. Und wenn man dachte, es geht nicht mehr kurioser, führte uns unsere Tour zum „schlechtesten Hotel“, das man sich vorstellen kann. Es war fast schon charmant, wie die Gebäude der Stadt zwischen kriegsgezeichneten Ruinen und ultramodernen, blitzblanken Neubauten hin- und herschwankten – eine Zeitreise der etwas anderen Art.


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Weiter ging dann unser Ausflug zum Manastiri i Gračanica, einem Kloster, das uns mit einer ordentlichen Portion Tradition und einer köstlichen Cevapi-Mahlzeit im Ethno-Haus verwöhnte.


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Aber der wahre Spaß kam später: Ein Bärenschutzgebiet, in dem wir die majestätischen Braunbären bewundern durften.


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Kaum zurück im Bus, fielen wir vor Müdigkeit in einen tiefen Schlaf, nur um in Skopje wieder aufzuwachen – bereit für eine kleine Shopping-Tour. Zwar kamen wir mit nichts als ein paar Snacks zurück, aber die East Gate Mal hatte wirklich alles, was das Herz begehrt.


Heimreise

Am nächsten Tag klingelte der Wecker noch einmal– diesmal nicht für ein neues Abenteuer, sondern für die Heimreise. Noch ein letzter Blick aus dem Fenster unseres Apartments, wo der Kühlschrank schief stand, die Wände krumm waren, aber irgendwie alles seinen ganz eigenen Charme hatte. Unser Taxi brachte uns im morgendlichen Trubel zurück zum Flughafen. Draußen schon wieder fast 30 Grad, innen die Klimaanlage am Anschlag – tschüss Balkanstaat.  


Fazit

Skopje, mit seiner Mischung aus alten Mauern, modernen Bauwerken und überdimensionalen Statuen, war ein faszinierender Ort voller Kontraste. Die Stadt fühlte sich gleichzeitig chaotisch und charmant an – als ob man zwischen Las Vegas und antikem Rom hin- und herreiste. Doch eins steht fest: Wer günstig reisen will und Lust auf eine Stadt hat, die mehr Fragen als Antworten aufwirft – der ist in Skopje genau richtig


Der Kosovo zeigte uns ein anderes, noch unentdecktes Gesicht des Balkans. Pristina, mit einer ganz eigenen Atmosphäre, war der perfekte Kontrast zu Skopje. Auch wenn nicht alles glänzte, fand sich in jeder Ecke Geschichte und eine ganz eigene Schönheit. Beide Länder sind nicht die typischen Touristenorte, aber genau das macht sie spannend und authentisch. Sie haben uns den wahren Balkan gezeigt – rau, ungeschönt, aber voller Charakter und Geschichten. Vor allem Skopje wartet, entdeckt zu werden. 😉

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