Laut, bunt, Marrakesch
- Levi Michi
- 28. Feb.
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Mai
Vier Tage, zwei Freundinnen und Marrakesch – unser Städtetrip begann genauso aufregend, wie wir uns das erhofft hatten. Schon beim Landen in der pulsierenden Stadt wurden wir mit offenen Armen empfangen: Applaus im Flugzeug, als gäbe es eine riesige Silvesterparty! Vom ersten Moment an war klar, dass Marrakesch uns mit seiner einzigartigen Mischung aus Farben, Gerüchen und Geräuschen nicht enttäuschen würde.
Flug
Kaum ins Flugzeug gestiegen, fragten wir uns, ob Marokkaner keine Zahlen lesen konnten, denn so viele Passagiere fanden ihren Sitzplatz einfach nicht. Der Gang wurde zum Slalomparcours aus Leuten, die mit ihren Tickets fuchtelten und wild nach ihren Plätzen suchten. Sogar die Stewardess musste eingreifen, um den Chaos-Detektiven zu helfen – und wir saßen nur da, schüttelten den Kopf und ich fragte mich, ob wir ein geheimes Puzzle lösen mussten, um den richtigen Sitz zu finden.
Als wir endlich saßen, gab es eine Durchsage, dass ein Handy an Board gefunden worden sei. Eine Stewardess kam dann auch mit diesem gefundenen, verloren geglaubten Handy durch den Gang – das anscheinend niemandem gehörte. Wer verliert sein Handy im Flugzeug? Na ja, die Stewardess hielt es so hoch, als würde sie einen versteckten Schatz präsentieren. Ob wir es dann im Flugzeug mit nach Marrakesch mitgenommen haben? Keine Ahnung, aber nach der ganzen Sitzplatz-Schnitzeljagd war das Handy fast das kleinere Rätsel.
Der wahre Kracher kam aber bei der Landung: Als das Flugzeug den Boden berührte, setzte ein Applaus ein, den ich noch nie bei einer Landung erlebte. Ich schwöre, es war so, als ob wir alle in einer Silvesterparty gelandet wären! Sekt und Konfetti hätte man zu dem Moment auch noch verteilen können, so ausgelassen war die Stimmung. Da war klar: Die Marokkaner wussten, wie man das Leben feiert – und das schon beim Flug!
Hotel
Nach der Landung und gefühlten 10 Sicherheitskontrollen fuhren wir mit einem Taxi direkt zu unserem Hotel – und was für ein Hotel! Es lag direkt am Djemaa el Fna, dem lebendigen Hauptplatz der Stadt. Von der Lautstärke in unserem Zimmer her hätten wir genauso gut im Zelt auf dem Platz übernachten können - ein Traum. ;)
Sightseeing
Unsere Sightseeing Tour starten wir bei der Koutoubia Moschee, einem der berühmtesten Wahrzeichen Marrakeschs. Mit ihrer majestätischen 77 Meter hohen Minarett ist sie ein markanter Punkt am Horizont. Auch wenn Nicht-Muslime den inneren Bereich nicht betreten können, war der Anblick von außen atemberaubend. Bei der Koutoubia Moschee wurden wir gleich von einem Macaron-Verkäufer "abgefangen". Und hier haben wir eine wichtige Lektion fürs Leben in Marrakesch gelernt: Augekontakt = du wirst gleich ausgenommen. Der Verkäufer hatte wahrscheinlich mehr Charme als ein französischer Bäcker, und ehe wir uns versahen, standen wir mit nicht gewollten Macarons in unseren Händen da. Aber hey, der Blick in seine Augen war einfach so überzeugend! In Marrakesch bedeutet der Blick in die Augen eben nicht nur Interesse – sondern auch: "Hier kommst du jetzt nicht mehr so einfach raus!"
Als nächstes führte uns unser Weg zum Jardin Majorelle. Die intensiven Blau- und Gelbtöne der Architektur verschmelzen harmonisch mit den üppigen Pflanzen und Blumen, die uns das Gefühl gaben, in eine andere Welt einzutauchen. Es war der perfekte Ort, um dem Trubel der Stadt für eine Weile zu entkommen und tief durchzuatmen.
Natürlich darf bei unserem Citytrip der obligatorische Supermarktbesuch nicht fehlen. Statt uns durch ein Museum zu quälen, entscheiden wir uns meist, Zeit in einem marokkanischen Supermarkt zu verbringen – weil man ja auch mal wissen muss, was der Einheimische so in den Einkaufswagen legt! Wir finden es immer mega interessant, die Supermarktregale durchzuchecken und zu Dinge zu entdecken, die es bei uns in der Heimat nicht gibt. Ganz happy fand man mich in der Getränkeabteilung, denn in Marokko gibt es noch Flaschen ohne angebundene Verschlusskappen - lieben wir. ;)
Im Anschluss marschierten wir zur Ben Youssef Medersa. Diese ehemalige Koranschule beeindruckt mit kunstvoll verzierten Wänden und einer Architektur, die den Einfluss der islamischen Kunst widerspiegelt. Der Innenhof, umgeben von bunten Fliesen und kunstvollen Mustern, ließ uns die hohe Kunstfertigkeit der Bauherren bewundern.
Ein weiterer Höhepunkt der Tour war der Besuch des Bahia Palasts. Dieser Palast aus dem 19. Jahrhundert ist ein wahres Meisterwerk marokkanischer Architektur.
Und dann gibt es da noch die Medina, die Innenstadt von Marrakesch. Ein Ort, an dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, aber leider auch die Orientierung. In den kleinen Gassen gibt es zigtausende Läden, alle voller Gewürze, Souvenirs, Früchte, Teppiche oder (Aladin)Lampen. Die kleinen Gassen sind aber zugleich ein chaotisches Durcheinander aus Menschen, Mopeds und Eseln, die mehr Last tragen als so mancher Superheld. Und wer dachte, er könnte sich mit Google Maps zurechtfinden, der hat sich getäuscht! Es ist ein Ort, an dem man mit voller Überzeugung in eine Gasse abbiegt, nur um 15 Minuten später wieder genau da zu stehen, wo man gestartet ist. Aber Verlaufen scheint ein Ding in Marrakesch zu sein, denn bei der Rezeption teilte man uns mit: „Verlaufen ist in der Medina ein Volkssport!“ – wir waren also voll dabei!
Nicht zu vergessen sei dann auch noch der Djemaa el Fna, der bereits erwähnte Hauptplatz von Marrakesch oder auch unser Showplatz von unserem Zimmer aus. Ich glaube, genau dort auf diesem Platz wird es nie und nimmer langweilig. Hier finden sich Gaukler, Schlangenbeschwörer, Musiker, Tänzer, Affen und für diese Tage auch wir ein. Überall schreien die Verkäufer, Trommeln ertönen, Schlangen wackeln mit ihren Köpfen und der Duft von gegrilltem Fleisch mischt sich mit exotischen Gewürzen. Eine Reizüberflutung pur!
Food
In Marrakesch gibt es mittlerweile wirklich alles, was das Herz begehrt – vom klassischen Essen wie Pizza und Steak bis hin zu köstlichem marokkanischen Essen. Und zweiteres haben wir auch jeden Tag genossen! Frische Tagine in all ihren Variationen und köstlicher Couscous, die Aromen, die Gewürze, die perfekte Balance zwischen süß und salzig – einfach unwiderstehlich. Zudem trinkt in Marrakesch jeder Marokkaner Minztee zu jeder Tagesuhrzeit – er ist das nationale Getränk, das überall serviert wird. Mit einer ordentlichen Portion Zucker ist er der perfekte Begleiter für jede Begegnung! :)
Viele Restaurants waren auf Dachterrassen, was das Ganze zu einem echten Erlebnis machte. Man saß unter freiem Himmel, umgeben von modernem, coolen Design, und konnte die Sonne, den Blick auf die Stadt und die chillige Atmosphäre genießen.
Die Angestellten in den Restaurants waren wirklich freundlich und aufmerksam, immer mit einem Lächeln und bereit, uns bei allem zu helfen. Aber – und das muss man zugeben – der Service folgte dem „entspannten afrikanischen Tempo“, was hieß, dass es manchmal ein bisschen länger dauerte, bis die Bestellungen kamen oder die Rechnung auf den Tisch landete. Keine Eile, kein Stress – alles in Ruhe, als wäre die Zeit einfach stehen geblieben.
Verkehr
Der Verkehr in Marrakesch? Nun, es gibt im Grunde nur eine Regel und zwar: Es gibt keine Regel! Der Verkehr scheint für uns ein reines Chaos zu sein. Jeder fährt wann er will, wo er will, wie er will, mit was er will. Auf einem einzigen Moped fährt die ganze Familie mit – Mama, Papa, zwei Kinder und der Einkauf. Der Hund? Kein Problem, der hängt irgendwo dran. Mopedhelm? Pff, wer braucht den schon, der wird dort überbewertet. Und wenn man denkt, man hat den Verkehr durchschaut, reitet einfach ein Esel an dir vorbei, als wärst du der Verirrte hier.
Ausflug in die Agafay Wüste
Am letzten Abend in Marrakesch stand ein Ausflug in die zirka 1h von Marrakesch entfernte Agafay Wüste an. Abgeholt wurden wir in einem Kleinbus und wir stellten schnell fest, dass wir die einzigen Nicht-Franzosen in der Gruppe waren – die gesamte Tour bestand aus einer gut gelaunten Truppe französischer Touristen.
Das erste Ziel unserer Tour war eine Arganöl-Produktion, die uns alles über dieses wertvolle Öl erklärte: wie es gewonnen wird, welche mystischen Kräfte es angeblich hat und wofür es verwendet wird. Wir durften sogar eine Argan-Nuss zerdrücken und das Öl probieren.
Weiter ging es in die Wüste, wo uns das Lager inmitten der Agafay Wüste erwartete – der perfekte Ort, um das Wüstenerlebnis in vollen Zügen zu genießen. Hier kam der Höhepunkt des Ausflugs: der Kamelritt. Während meine Freundin mit einem Blick zwischen Panik und Entsetzen auf ihr Kamel stieg, stieg ich auf das Tier und konnte mich vor Lachen kaum halten. Für sie war es eine Herausforderung, sich auf diesem wackeligen, schaukelnden Kamel zu halten – sie sah aus, als würde sie gleich das Gleichgewicht verlieren. Ich lachte, sie verzweifelte, und das Ganze wurde nur noch besser, als ich sie immer wieder auslachte. „Nie wieder!“, rief sie verzweifelt. Ihre Lektion? Vielleicht ist ein Kamelritt nicht das ideale Mittel zur Entspannung.
Nach der Kamelreiterei gab es dann ein köstliches marokkanisches Festmahl – Tagine, Couscous und frisches Brot. Die Berber-Show, die uns anschließend unterhielt, ließ die Stimmung noch weiter steigen. Um uns herum tanzten und sangen Afrikaner zu den Rhythmen der Trommeln und Musik.
Der Höhepunkt des Abends war ein Tanzen und Singen bei einem Lagerfeuer und eine beeindruckende Feuershow, bei der der Akrobat mit brennenden Stäben durch die Luft wirbelten und wir alle fast die Luft anhielten. Es war der perfekte Abschluss eines Abends in der Wüste – aufregend, unterhaltsam und absolut unvergesslich.
Rückflug
Nach einer wunderschönen Zeit in Marrakesch war der Moment des Rückflugs gekommen. Doch wie das oft so ist, kommen die letzten Herausforderungen immer dann, wenn man sie am wenigsten erwartet. Am Abend vor unserem Abflug, als wir bereits auf dem Weg zum Hotelzimmer waren, machte uns der Rezeptionist überraschend darauf aufmerksam, dass wir für den Rückflug unbedingt ausgedruckte Flugtickets benötigen würden.
Zuerst waren wir etwas perplex, glaubten ihm nicht – hatten wir doch die E-Tickets auf dem Handy gespeichert und waren uns sicher, dass das vollkommen ausreichen würde. Aber der Rezeptionist bestand darauf, dass der Flughafen nur mit ausgedruckten Tickets arbeiten würde. Diese Information versetzte uns natürlich in Stress, da es schon spät war und wir uns fragten, wie wir in der kurzen verbleibenden Zeit noch an die Tickets kommen könnten.
Zum Glück erwies sich der Rezeptionist als äußerst hilfsbereit. Er stellte uns den Hoteldrucker zur Verfügung und half uns, die Tickets auszudrucken. Wir waren ihm so dankbar, da wir ansonsten vermutlich einen unliebsamen Überraschungsmoment am Flughafen erlebt hätten. Somit Notiz an mich: Sollte es wieder nach Marrakesch gehen, unbedingt an ausgedruckte Flugtickets denken! ;)
Fazit:
Die Stadt hat uns mit ihrer Mischung aus Tradition und Modernität verzaubert – von den lebendigen Märkten bis hin zu den stilvollen Dachterrassen-Restaurants. Wir haben köstliches marokkanisches Essen genossen, einen aufregenden Ausflug in die Wüste gemacht und uns von der Gastfreundschaft der Marokkaner begeistern lassen. Begeistert waren wir zudem von den Sprachkenntnissen, denn alle Marokkaner, die wir kennenlernen durften, sprachen fließend französisch, arabisch und englisch. Auch wenn der Kamelritt eher ein Test für Geduld und Gleichgewichtssinn für eine von uns war, war es ein absoluter Höhepunkt! Marrakesch hat uns definitiv in seinen Bann gezogen – chaotisch, bunt und einfach faszinierend. :)


























































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