Amalfiküste: Eine Reise, die nach Zitronen duftet und im Herzen bleibt
- Levi Michi
- 24. Mai
- 8 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Mai
Die Amalfiküste – ein Ort voller atemberaubender Landschaften, enger Serpentinen und lebendigem italienischem Flair. Unsere Reise dorthin war ein Mix aus entspannten Momenten, wilden Verkehrsstaus, steilen und wild verwachsenen Wanderungen und köstlicher Pizza. Von der langen Anfahrt über schmale Küstenstraßen bis zu versteckten Wanderwegen und lebhaften Städten war es eine bunte Tour voller Abenteuer, Überraschungen und unvergesslicher Eindrücke.
Anreise
11 Stunden und 1100 Kilometer quer durch Italien – nur weil wir’s können. Dieses Mal war ich auf der Rückbank, ohne Navi, ohne richtigen Urlaubsplan, ohne Verantwortung – und fühlte mich fast wie im Urlaub, bevor wir überhaupt angekommen waren. Nach all den letzten vielen Reisen, bei denen ich diejenige war, die zumeist alles geplant hatte, war das ein echtes Geschenk. Ich genoss das Gefühl, einfach mal tief durchatmen und die vorbeiziehende Landschaft beobachten zu dürfen. Ich saß einfach nur da, auf der Rückbank, und war… tiefenentspannt. Ein Gefühl, das ich am liebsten in Flaschen abgefüllt hätte – zum später Öffnen in meinen stressigen Zeiten.
Doch spätestens beim ersten Verkehrschaos rund um Neapel wurde klar: Die Amalfiküste ist nichts für schwache Nerven – dafür aber ein Fest für alle Sinne. Enge Straßen, hupende Mopeds, steile Serpentinen und dann – dieser Ausblick! Was danach kam, war Zitronenspaß, Wanderwunder, Höhenangst, Pizza-Glück und die leise Erkenntnis: Manchmal muss man einfach losfahren, um wirklich anzukommen.

Ankommen, Ausblick, Abendessen – ein perfekter Start
Als wir endlich bei unserer Unterkunft ankamen, war ich erstmal überwältigt. Nicht vor Erschöpfung, sondern vor lauter Schönheit: ein weiter Blick über das Meer, der Vesuv im Dunst am Horizont, und tief unter uns – die Stadt Sorrent, eingebettet in die Küste. Die Unterkunft selbst? Großzügig, praktisch, gemütlich. Zwei Badezimmer, drei Schlafzimmer (zwei reichten vollkommen), eine kleine Küche und ein Wohnzimmer mit Aussicht zum Verlieben. Und das Beste: ein Wanderweg nach Sorrent direkt vor der Tür. Spoiler: Den sollten wir noch öfter kennenlernen.
Zum Abschluss des Tages ging’s zum Abendessen ins nahegelegene Sant’Agata sui due Golfi – ein hübscher Ort mit dem Charme italienischer Bergdörfer. Im Restaurant „Buenos Aires“ ließ ich mir eine vegetarische Pizza schmecken. Und was soll ich sagen? Italien enttäuscht einfach nicht – weder mit dem Ausblick, noch mit dem Essen.
Frühstück mit Fernblick, Schritte mit Aussicht
Der Morgen begann so, wie man ihn sich nur wünschen kann: mit einem langen, gemütlichen Frühstück auf der Terrasse – Sonne im Gesicht, Kaffee in der Hand und ein Ausblick, der fast zu schön war, um ihn nur mit den Augen zu genießen. Da saßen wir, still genießend, mit dem Gefühl, genau am richtigen Ort zu sein.

Irgendwann siegte dann doch der Bewegungsdrang über die Müßigkeit, und wir schlüpften in unsere Sportkleidung – bereit für die erste große Rundwanderung. Von unserer Unterkunft ging es Richtung Massa Lubrense, weiter nach Sorrent und schließlich wieder zurück – mit herrlichen Ausblicken aufs Meer, dem Duft von Zitronenbäumen in der Nase und der ein oder anderen Katze, die uns charmant ein Stück begleitete.
Ein Highlight unterwegs: der Stopp bei den Bagni della Regina Giovanna – eine malerische, halb versteckte Bucht mit türkisblauem Wasser, alten Ruinen und einer Legende über eine Königin, die sich hier angeblich heimlich mit ihren Liebhabern traf. Ob’s stimmt? Keine Ahnung – aber der Ort hat definitiv etwas Magisches.
Götterwanderweg trifft Zitronenexplosion und Verkehrswahnsinn
Früh am Morgen machten wir uns auf den Weg nach Agerola, denn heute stand etwas Großes an: der „Sentiero degli Dei“ – der Weg der Götter. Und ja, der Name ist keine Übertreibung. Anfangs noch in dichten Nebel gehüllt, fühlte sich der Weg magisch und mystisch an. Doch bald lichtete sich der Schleier und wir wurden mit spektakulären Ausblicken belohnt. Berge, Meer, Weite – und alles wirkte plötzlich wie in einer Traumkulisse.
Kurz vor unserem Wanderziel Positano entdeckten wir eine Zitronensaft-Station – und ich erinnerte mich an erzählenden Geschichten, dass Zitronen hier angeblich süßlich schmecken sollen. Also nahm ich mutig einen großen Schluck – und verzog mein Gesicht direkt zur Zitrone selbst. Spoiler: Sie waren nicht süß. Nicht so sauer wie bei uns, aber immer noch so, dass ich kurz dachte, mein Gesicht bleibt für immer so. Mit einem Päckchen Zucker später war es dann aber sogar genießbar – mit viel Fantasie und etwas Zähneknirschen.
In Positano angekommen, wechselten wir von der Ruhe des Wanderwegs direkt in den Ausnahmezustand des Tourismus. Souvenirs und Zitronenprodukte in allen erdenklichen Formen – und das alles auf gefühlt 87.000 Treppenstufen. Wer Positano besucht, braucht kein Fitnessstudio, nur gutes Schuhwerk und Durchhaltevermögen.
Weiter ging’s mit dem Bus nach Amalfi – und ich sage nur: Respekt an alle Busfahrer*innen dort! Es war Kurve um Kurve ein Nervenkitzel, aber wir kamen an – belohnt mit einem eiskalten Zitronensorbet, das nicht nur aussah wie eines von Instagram, sondern auch genau so schmeckte. 😊
Die Rückfahrt nach Agerola? Ein kleines Abenteuer für sich. Menschenmassen, die alle in den selben Bus wie wir wollten, ein Gedränge und das Gefühl, bei einem sardinenähnlichen Gruppenspiel mitzumachen. Aber hey – wir haben’s in den Bus geschafft. Und auch wenn ich mir mehr Busse (und ehrlich gesagt auch breitere Straßen) für die Amalfiküste wünschen würde, bleibt eines sicher: Dieser Tag war göttlich. Im wahrsten Sinne.
Neapel: Chaos, Charme und Pizza-Glück
Am nächsten Tag stiegen wir in den Zug von Sorrent nach Neapel – oder besser gesagt, in eine Art gemütliche Straßenbahn, die sich gefühlt ewig durch die Landschaft schlängelte. Zwei Stunden lang waren wir unterwegs, was perfekt war, um ein kleines Nickerchen einzulegen und Kraft für die Stadt zu tanken.
Neapel hat mich sofort mit seiner rauen, ehrlichen Art beeindruckt – die Gassen sind voller Leben, aber auch mit Schmierereien und Müll gespickt. Ein bisschen wild, ein bisschen ungezähmt – genau wie der Verkehr! Kinder sausten auf Mopeds und Quads vorbei, als hätten sie das Führerschein-Chaos schon im Sandkasten gelernt. Regeln? Pah, die gelten hier wohl nur, wenn sie gerade passen.
Überall spürt man die Liebe zum Fußball, besonders zum SSC Napoli und zur Legende Diego Maradona. Wir erklommen den Hügel zum Castel Sant’Elmo und wurden mit einer spektakulären Aussicht auf die Stadt und den Vesuv belohnt – ein Panorama, das einem den Atem raubt. Zum krönenden Abschluss gab’s eine 6€ Pizza Margherita in der „Antica Pizzeria da Michele“ – einfach sensationell!
Abenteuer in der wilden Prärie von Colli di Fontanelle
Am nächsten Morgen schnürten wir wieder unsere Wanderschuhe – diesmal führte uns der Weg nach Colli di Fontanelle. Klingt idyllisch, oder? War es auch, zumindest von der Kulisse her. Denn obwohl wir offiziell auf Wanderwegen unterwegs waren, fühlte es sich eher an, als wären wir auf einer wilden Prärieexpedition. Die Pfade waren so wenig gepflegt, dass man nie genau wusste, wo der nächste Schritt landen würde – eine Mischung aus „Achtung, Brennnesseln“ oder „Hoppla, Disteln oder Dornen direkt am Bauch“ war die ständige Wahl.
So traumhaft die Aussicht auch war, man hatte kaum Zeit, sie wirklich zu genießen, weil man hauptsächlich mit dem Gehen beschäftigt war. Am Ende sahen unsere Füße aus, als hätten sie eine Schlammschlacht mit einer ziemlich zickigen Katze verloren – Schürfwunden inklusive. Aber hey, was sind schon ein paar Kratzer, wenn man dafür das Gefühl hat, eine echte Wildnis erobert zu haben? Abenteuer pur eben! 😉
Von Ravello bis Salerno: Gärten, Meeresluft und Nudel-Glück
Am nächsten Tag machten wir uns mit dem Auto auf den Weg nach Ravello – ein kleines Juwel mit der traumhaften Villa Cimbrone, deren Gärten uns zum Schlendern und Staunen einluden.
Weiter ging es nach Vietri sul Mare, bekannt für seine bunten Keramikkunstwerke, bevor wir schließlich in Salerno landeten.
Salerno ist eine angenehm größere Stadt an der Amalfiküste, mit einer ruhigen, charmanten Altstadt, die uns eine entspannte Verschnaufpause weit weg vom Massentourismus schenkte.
Auf dem Rückweg machten wir Halt in Vico Equense, wo uns ein kleines Highlight erwartete: ein kleines Restaurant mit hausgemachter Pasta, die einfach himmlisch schmeckte. Jeder Bissen war ein Glücksmoment, der den Tag perfekt abrundete.
Die Kunst, den Weg zu suchen und die Aussicht zu lieben
Nach einem verdienten Tag Pause packte uns die Wanderlust schon wieder – schließlich wollen die Beine bewegt werden! Unser Ziel: eine spritzige Tour Richtung Termini, mit spektakulären Aussichten auf die funkelnde Insel Capri. Die Wanderwege waren zwar super beschrieben, aber geputzt? Fehlanzeige! Jeder Schritt wurde zum kleinen Abenteuer, denn zwischen bunten, blühenden Wiesen versteckte sich der Pfad gern mal – eine echte Schatzsuche für unsere Füße.
Auf einem abgelegenen Strand, zwischen alten Booten und sonnengewärmten Steinen, geschah etwas, das wir so schnell nicht vergessen werden. Harald ging ein paar Schritte voraus, wir bestaunten gerade noch ein paar besondere Steine – und plötzlich sah es aus, als würde er einen perfekten Köpfler hinter ein Boot hinlegen. Erst lachten wir, denn es wirkte fast filmreif. Doch als er sich nicht bewegte und auf unsere Rufe nicht reagierte, verwandelte sich unser Lachen in Sorge. Wir rannten los – und da lag er, verdreht wie ein gestrandetes Walross, mit einem völlig schrägen Grinsen im Gesicht und den Worten: „Ich weiß nicht, was passiert ist.“
Er war über ein altes, festgespanntes Seil gestolpert – nichts Schlimmes, keine Schmerzen, nur Verwirrung und dann: riesengroßes Gelächter. Wir drei lachten Tränen über dieses absurde Missgeschick, und für einen Moment war alles einfach nur herrlich komisch.
Doch genau in diesem Missgeschick traf mich etwas ganz anderes: die Erinnerung an Michi. Auch er wusste in seinem letzten Lebensmoment nicht, was passiert war. Auch sein Sturz war plötzlich – nur dass er nicht wieder aufstand. Inmitten des Lachens kam meine Trauer, mein Schmerz mit aller Wucht zurück, und ich konnte die Tränen nicht zurückhalten. Es war dieser Moment, der mir zeigte, wie nah Freude und Schmerz beieinander liegen. Und dass selbst der leichteste Augenblick plötzlich ganz schwer für mich werden kann…
Zum Glück gab’s am Spiaggia di Marina del Cantone eine dringend benötigte -Pause, die uns wieder ordentlich Energie einflößte. Gut gestärkt nahmen wir den Gipfel von San Costanzo und Santa Croce unter die Füße – und wurden oben mit einem wunderbaren Panorama belohnt.
Abends ließ sich unser Wanderherz dann nochmal so richtig verwöhnen: In der Pizzeria „Buenos Aires“ feierten wir mit einer köstlichen vegetarischen Pizza den perfekten Abschluss eines abenteuerlichen Tages. Wanderlust und Pizza – eine unschlagbare Kombi!
Auf der Suche nach Capri Sonne
Der nächste Tag gehörte voll und ganz Capri – und oh, was für ein Tag das wurde! Früh morgens starteten wir in Sorrent und fuhren mit der Schnellfähre Richtung Insel. Kaum an Land, nahmen wir den Monte Solaro ins Visier, den höchsten Punkt von Capri. Haufenweise Stufen, Höhenmeter und ein bisschen Muskelkater später wurden wir mit einer Aussicht belohnt, die selbst Capri Sonne neidisch gemacht hätte. 😊
Eine Zeit lang saßen wir da oben, verspeisten unsere Jause und genossen jeden Moment.
Dann der Abstieg…der war dann eine ganz andere Geschichte. Dieser Abstieg entwickelte sich schnell zum Gedulds- und Mutprobe-Parcours: zweimal verirrt, dann klettern über steile Felsen mit Ketten – genau mein Ding, wenn man so wie ich eine Schwäche für Höhenangst hat. Meine Begleiter waren super geduldig und halfen mir bei jedem Schritt, aber innerlich fühlte ich mich wie ein Drahtseilakt zwischen Verzweiflung und totaler Erschöpfung. Als ich endlich unten ankam, waren alle stolz – aber ich war einfach nur platt, überfordert und innerlich am Limit. Manchmal ist Mut eben auch ganz schön anstrengend!
Zum Glück wartete unten das Örtchen Capri auf uns – mit Getränken, die so teuer waren, dass ich fast dachte, ich bestelle aus Versehen Champagner statt Wasser. 😉
Für den krönenden Abschluss spazierten wir noch zur Villa Krupp und gingen die berühmte Via Krupp hinunter ans Meer – traumhaft schön und der perfekte Schlussstrich unter einen Tag voller Höhen und Tiefen. Zurück ging’s dann müde, aber glücklich mit der Fähre nach Sorrent. Capri, du hast uns ordentlich ins Schwitzen gebracht!

Gemütlich statt Gipfel – Unser entspannter letzter Tag
Nach all den vielen Kilometern und Höhenmetern in unseren Wanderschuhen, war es Zeit, es am letzten Tag etwas ruhiger angehen zu lassen – aber natürlich nicht ohne ein bisschen Dolce Vita! Nach einem ausgedehnten Frühstück im Apartment fuhren wir nach Castellammare di Stabia, schlenderten entspannt durch die hübschen Gassen und genossen am Hafen ein paar typische italienische Kaffees.

Zum Abschluss ging’s zurück nach Sorrent, wo wir noch gemütlich durch die Stadt bummelten, köstlich speisten und uns bei einer kleinen Limoncello-Verkostung das Reiseende versüßten. So ging ein wunderbarer Urlaub mit einem Lächeln und einem Gläschen in der Hand zu Ende.
Fazit
Unsere Reise an die Amalfiküste war eine wunderbare Mischung aus atemberaubenden Ausblicken, kleinen Herausforderungen und viel Gelächter – manchmal über uns selbst, manchmal über die unvorhersehbaren Momente, die das Leben so besonders machen. Zwischen Wanderungen, Zitronen und herzlichen Momenten haben wir nicht nur die Schönheit der Landschaft, sondern auch die Freude am gemeinsamen Erleben gespürt. Mit einem Lächeln und einer Prise Limoncello im Gepäck verabschieden wir uns – bis zum nächsten Abenteuer!













































































































Kommentare